Über die Aufführung

Wohin geht der Erlös?

Ende Mai 2020, mitten im ersten Lockdown der Corona-Pandemie, entschied sich Igor Levit, ein ungewöhnliches, beinah spektakuläres Projekt in die Tat umzusetzen: Die Aufführung von Erik Saties seltsamen Klavierstücks mit dem Titel „Vexations“. Das nur aus einem einzigen Notenblatt bestehende Werk soll – so der Wille des Komponisten - an einem Stück 840 Mal wiederholt werden. Levit entschied, die digitale Weltöffentlichkeit daran teilhaben zu lassen und verwendete einen einen Teil des Preisgeldes des renommierten Gilmore-Artist-Award, um die Aufführung zu realisieren. „Vexations“ ist französisch und bedeutet soviel wie Quälerei.  

Der Pianist ließ für die Aufführung das Notenblatt 840 Mal auf durchnummerierte weiße Blätter drucken und legte sie nach jeder Wiederholung eines nach dem anderen zu Boden, um am Ende die vorgeschriebenen 840 genau zu erreichen.

Nach der Aufführung wurden die Blätter aufgelesen und einem großzügigen Unterstützer der Musikszene in der Corona-Krise zum Dank geschenkt.

Jetzt im erneuten Lockdown entschied sich dieser, die Einzelblätter zugunsten von gemeinnützigen Vereinen zu verkaufen, die die leidende Orchestermusikszene unterstützen.

Jedes Blatt ist eigenhändig von dem Pianisten signiert.

Levit vor der Aufführung im Mai 2020:

„Es war schon immer ein starker Wunsch von mir, Erik Saties Vexations aufzuführen. Obwohl dieses Stück im 19. Jahrhundert geschrieben wurde, war es dank seiner atonalen Harmonie revolutionär. Die wenigen Noten - ein Thema und zwei Variationen - passen auf nur ein Blatt. Die 840 Wiederholungen läuten jedoch schon früh eine Zukunft der ästhetischen Wiederholbarkeit ein. Die schiere Dauer von über 20 Stunden Vexations empfinde ich nicht als „Plage“ oder „Folter“, wie der Titel vermuten ließe, sondern eher als einen Rückzug der Stille und Demut. Es spiegelt ein Gefühl des Widerstands wider.“

„Deshalb fühlt es sich richtig an, die Vexations gerade jetzt zu spielen. Meine Welt und die meiner Kollegen ist seit vielen Wochen eine andere und wird wohl noch lange so bleiben. Die Vexations sind für mich ein stummer Schrei.“

The Gilmore Artist Award

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